Vermögen sinnvoll aufteilen

Vermögen sinnvoll aufteilen

Dieser Podcast-Beitrag – aus meiner Serie „Finanzen verstehen, richtig entscheiden“ – befasst sich mit dem zweiten Schritt auf dem Weg zu Ihrer persönlichen Finanzstrategie. Dazu haben wir in dem vorangegangenen Beitrag bereits exemplarisch Ihr individuelles Finanzprofil erstellt und im Zuge dessen auch Lebensbereiche definiert, für die Sie Geld benötigen. Darauf aufbauend widmen wir uns nachfolgend gemeinsam der Frage: Wie teilen Sie Ihr bestehendes Vermögen so auf, dass es Ihre persönlichen Ziele und Wünsche – heute und im Alter – bestmöglich unterstützt? Am Ende dieses Beitrags stehen eine Gesamtübersicht Ihres Vermögens und eine erste Idee darüber, wie Sie es zukünftig aufteilen. Gespannt? Mit Recht.

Netto-Vermögensbilanz
Um zu einer sinnvollen Vermögensverteilung zu gelangen, gilt es als allererstes zu ermitteln, wie hoch Ihr aktuelles Vermögen genau ist. Deshalb listen Sie zunächst mithilfe von drei Spalten auf einem Blatt Papier Ihr Nettovermögen wie folgt auf: Tragen Sie jeweils in die erste Spalte den Name der Position, in die zweite Spalte alle Vermögenswerte und in die dritte Spalte Ihre Darlehen ein. Folgende Positionen sollten Sie dabei zwingend erfassen: Konten – Wie viel Geld liegt aktuell in Summe auf Ihren Giro- und Tagesgeldkonten? Sollten Sie im Dispo sein, kommt der überzogene Betrag in die dritte Spalte. Depots – Wie viel Vermögen haben Sie derzeit in Summe in Ihren Depots? Haben Sie Ihre Depots beliehen, tragen Sie auch hier den Betrag unter Darlehen in die dritte Spalte ein. Versicherungen – Wie hoch sind die aktuellen Rückkaufswerte Ihrer Lebens- und/oder Rentenversicherungen? Gibt es Policendarlehen? Selbstgenutzte Immobilie – Wenn Sie Ihre Immobilie morgen im Internet zum Verkauf anbieten würden, welchen Betrag bekämen Sie? Gibt es noch Darlehen für die Immobilie? Wenn ja, in welcher Höhe? Haben Sie weitere Immobilien in Ihrem Vermögen? Falls ja, mit welchen Verkehrswerten und/oder mit welchen Restdarlehen? Mit weiteren Vermögenswerten oder Darlehen verfahren Sie entsprechend. Wenn Sie alle Positionen aufgelistet haben, addieren sie die Spalten. In Summe besitzen Sie also auf der Guthabenseite (Aktivseite) in der zweiten Spalte XY Euro an Vermögenswerten. Denen stehen auf der Darlehenseite (Passivseite) in der dritten Spalte XY Euro in Summe gegenüber. Die Differenz aus beiden Spalten ergibt somit Ihr aktuelles Netto-Vermögen (Eigenkapital). Überrascht? Das sind die meisten.

Vermögensverteilung
Damit Sie nun Ihr ermitteltes Netto-Vermögen sinnvoll aufteilen können, ist es hilfreich, dass Sie sich die drei Töpfe der Geldanlage (Stichwort: Magisches Dreieck), die Zusammenhänge und Wirkungsweisen und vor allem die unterschiedlichen Assetklassen beim Anlegen von Vermögen ins Gedächtnis rufen (Episoden 4 bis 10). Die Drei-Topf-Logik dient Ihnen zur sinnvollen Auf- und Verteilung Ihres Vermögens. Zur Erinnerung: Topf 1 umfasst die Kapitalrücklage, die Verfügbarkeit und Sicherheit gewichtet, aber gleichzeitig für eine negative Rendite unter Berücksichtigung der Inflation steht. Topf 2 enthält die Kapitalanlage, worin Verfügbarkeit und Rendite gewichtet sind, und gleichzeitig steht dieser Topf für Schwankungen, deren Höhe Sie im Vorfeld definieren können. Topf 3 ist der Topf der Kapitalbindung, darin sind Rendite und Sicherheit gewichtet und das Geld längerfristig gebunden. Folglich eignet sich Topf 1 für Ihren Puffer, Topf 2 verwenden Sie für Ihre Wunschziele und Topf 3 für Ihren gewünschten Lebensstil im Alter. Es geht für Sie nun also darum, wie Sie Ihr bestehendes Vermögen auf diese drei Bereiche aufteilen möchten. Feste Vermögenswert-Bausteine, die Sie zu einem bestimmten Ziel oder Zweck abgeschlossen haben, ordnen Sie dabei schlicht vorab zu. Im Zuge dieser Verteilung definieren Sie zeitgleich Ihre persönliche Verlusttoleranz (PVT). Das meint, dass Sie für jeden einzelnen Topf definieren, wie stark der gewählte Topf für Sie schwanken darf. Hier gilt es also neben der Summe noch die Schwankung für jeden Topf jeweils mit festzulegen. „Sicher“ sind dabei nach meinem Verständnis Schwankungen zwischen null und zwei Prozent. Ihre Entscheidung für Topf 1 liegt in diesem Bereich, zwischen null und zwei Prozent. In Topf 2 benötigen Sie aktuell mindestens eine PVT in Höhe von 15 Prozent. Wenn Sie zum Beispiel weltweit gestreut in Aktien investieren, haben Sie eine Schwankungstoleranz von 30 Prozent und können im Durchschnitt etwa sieben Prozent Rendite pro Jahr erwarten. Fragen Sie sich also: Wie möchte ich mit meinem Vermögen im jeweiligen Topf verfahren? Reicht der Inflationsschutz oder darf es auch etwas mehr an Renditechance sein? Und wie sieht es mit meiner Schwankungstoleranz in Topf 3 aus? Soll hierfür die gleiche PVT gelten wie für Topf 2?

Schritt für Schritt
Am Ende dieses Prozesses haben sie auf Basis Ihrer ermittelten Netto-Vermögensbilanz
den zweiten Schritt Ihres persönlichen Finanzprofils erstellt. Sie erhalten als Ergebnis Ihr heutiges Vermögen mit Ihren gewünschten Rendite- und Risikoprofilen. Passt das so für Sie? Gut, denn das ist jetzt Ihre Planungsgrundlage und Orientierungsgröße für noch notwendige Sparraten in der Zukunft. Den zweiten Schritt haben Sie hiermit erfolgreich hinter sich gebracht. Damit bis zur nächsten Woche. Ich freue mich auf Sie.

Ihre UGT